Das Durchschnittseinkommen ist ein zuverlässiger Indikator für den Zustand der Wirtschaft in Deutschland. Steigt es, werden Arbeitskräfte benötigt, was für eine stabile Auftragslage spricht. In der aktuellen Entwicklung geht es für fast alle Löhne nach oben – allerdings deutlich unter dem globalen Durchschnitt.
Das Durchschnittseinkommen in Deutschland im Jahr 2019
Da die Einkünfte im Westen und im Osten der Bundesrepublik noch immer deutlich auseinandergehen, seien sie getrennt genannt. In den alten Bundesländern verdienten die Menschen 2019 durchschnittlich 46.888 Euro brutto. Im Osten waren es 37.838 Euro. Das Gefälle lag damit bei 23,9%. Das durchschnittliche Monatsgehalt aller Deutschen lag bei knapp 3000 Euro brutto. Im Westen stieg das Jahresgehalt von 2017 auf 2019 um knapp 4000 Euro. Im Osten ging es um 3500 Euro nach oben. Für 2020 sind die Prognosen ähnlich positiv.
Durchschnittseinkommen in Deutschland 2020: drei Studien wagen eine Prognose
Drei zentrale Studien seien vorgestellt, welche die Gehaltsentwicklung in Deutschland 2020 prognostizieren. Sie alle weisen allerdings auf Unsicherheiten aufgrund des Brexits, des Handelskriegs der USA mit China und den politischen Verwerfungen im Nahen Osten hin, die sich negativ auswirken könnten.
Prognose von Bertelsmann
Bertelsmann geht davon aus (PDF Download), dass die Bruttostundenlöhne 2020 in jedem Fall steigen. Allerdings haben die Forscher drei Szenarien erarbeitet, die von unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen ausgehen:
- schwaches Wachstum: 2 Euro brutto mehr pro Stunde
- normales Wachstum: 2,5 Euro Zuwachs pro Stunde
- unerwartet starkes Wachstum: 3 Euro mehr Stundenlohn im Durchschnitt
Kinderlose Paare und Alleinstehende werden laut Bertelsmann dabei ein besonders großes Plus erleben. Für Alleinerziehende und Haushalte mit Kindern sieht es hingegen deutlich weniger gut aus – aber auch sie dürfen mit steigenden Löhnen rechnen.
Prognose von Mercer
Die Unternehmensberatung Mercer geht davon aus (Link), dass die Löhne durchschnittlich um 3,0% im Jahr 2020 in Deutschland steigen. Inflationsbereinigt bliebe dadurch ein Plus 1,3%. Hierfür habe man die Daten von 15 Millionen Stelleninhabern aus 25.000 unterschiedlichen Organisation ausgewertet.
Die Studie zeigt zudem die Möglichkeit auf, dass es sogar noch positiver werden könnte. Durch den Brexit und die politische Konstellation in Deutschland sei die Investitionsbereitschaft in der Bundesrepublik „etwas gedämpft.“ Sollte diese Skepsis unbegründet sein, könnte es noch weiter nach oben gehen. Satte 90% der Unternehmen planen demnach, 2020 Lohnerhöhungen abhängig von der individuellen Leistung auszusprechen.
Prognose des RWI – Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung
Die Experten des Hauses gehen davon aus, dass der Arbeitsmarkt trotz einiger Probleme in der Industrie auch 2020 robust bleiben werden. Dies wirke sich positiv auf die Löhne aus. Die Kaufkraft der deutschen Haushalte steige demnach inflationsbereinigt um 1,5%.
Das Institut trifft also eine sehr ähnliche Prognose wie Mercer. Allerdings gibt es einen erheblichen Unterschied in der Frage, wer für die Steigerungen verantwortlich ist: Während Mercer die Unternehmen diesbezüglich nennt, bezieht sich das RWI – Leibniz Institut aus Essen auf politische Maßnahmen. Die Steigerung des Mindestlohns, die Rentenerhöhung im Juli und die gesetzlich vorgeschriebene Erhöhung der Ausbildungsentschädigung trügen wesentlich zum Plus bei.
Global geht es um 5,3% nach oben
Mercer rechnet damit, dass es 2020 global durchschnittlich um 5,3% (ohne Inflationsbereinigung) nach oben gehen wird. Deutschland hängt diesbezüglich also deutlich zurück. Verantwortlich sind die schwachen Wachstumsraten im Vergleich mit Asien oder den USA. Die deutschen Gehälter legten deshalb schon von 2012 bis 2019 nur um 24% zu (ohne Inflationsbereinigung). Beispielsweise in China ging es im selben Zeitraum um 73% nach oben. Das deutsche Lohnniveau liegt allerdings auch erheblich höher. Spannend: Alle Studien sind sich einig, dass die deutschen Gehälter 2020 inflationsbereinigt etwas schneller als im sonstigen Europa wachsen. Das ist neu.
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